Der globale E-Commerce wächst rasant (weiter)
Ein Gastbeitrag von Michael Kugler, CEO Contentserv.
Es ist kein Geheimnis: Der globale E-Commerce wächst seit Jahren rasant und das Wachstum hält weiter an. Statista1 erwartet nach einem weltweiten Umsatz von 5,3 Billionen US-Dollar pro Jahr eine Steigerung auf 8 Billionen innerhalb der kommenden fünf Jahre. Zwar werden die Rekordwachstumsraten der Pandemie nicht mehr erreicht, das Wachstum bleibt dennoch auf einem hohen Niveau.
Ein Blick auf das Verhältnis zwischen stationärem Handel und digitalem Handel verdeutlicht diese Entwicklung umso mehr: Laut einer Studie der Boston Consulting Group2 betrug der Anteil von Commerce am globalen Handel im Jahr 2017 18 % und wird bis 2027 bis zu 41 % erreichen. Weiter heißt es, dass der globale E-Commerce bis 2027 eine jährliche Wachstumsrate von 9 % erreichen wird – mehr als das Doppelte des prognostizierten Wachstums des stationären Einzelhandels von moderaten 4 %.
Mehr Anbieter, mehr Kunden, mehr Relevanz: Marktplätze
Marktplätze verbinden weltweit Millionen von Anbietern mit Milliarden Kunden. Sie bieten eine breite Palette an B2C und auch immer mehr B2B-Produkten sowie Kundenservices, wie den Kauf auf Rechnung, professionelles Rücksende- und Umtauschhandling und Produktvergleiche. Händler und Kunden profitieren gleichermaßen von einer Infrastruktur, die ein positives Kundenerlebnis und somit Umsatzsteigerungen fördert.
Was genau ist ein Marktplatz?
Ein Marktplatz ist eine E-Commerce-Plattform, die Kunden mit Drittanbietern verbindet. Als Gegenleistung dafür, dass ein Verkäufer seine Waren anbieten kann, nimmt der Marktplatz eine Gebühr, entweder einen Prozentsatz des Verkaufs und/oder eine Art Abonnementgebühr. Neben den bekannten großen Namen wie Amazon oder eBay gibt es Marktplätze, die auf unterschiedliche Branchen und Regionen ausgerichtet sind. Zunehmende Relevanz lässt sich zudem bei B2B-Marktplätzen verfolgen.
Laut der Studie „Die Marktplatzwelt 2022“3, hat sich allein von 2015 bis 2022 die Anzahl der Marktplätze im DACH-Raum verdreifacht. Der Anteil der Online-Marktplätze an den globalen E-Commerce-Umsätzen wächst überdurchschnittlich und soll bis 2024 auf über 40 % ansteigen; das entspricht einer Verdoppelung des Marktanteils innerhalb weniger Jahre.
Marktplätze nehmen eine Position zwischen traditionellem Einzelhandel und Direktvertrieb ein.
Innerhalb der digitalen Multichannel-Einzelhandelslandschaft nehmen Marktplätze eine Position zwischen dem traditionellen Einzelhandel und dem Direktvertrieb ein. Wie ein Einzelhändler (oder auch ein Großhändler) benötigt der Marktplatz bestimmte Daten zu den von ihm angebotenen Produkten, aber im Gegenzug erhalten Marken potenziell weitaus mehr Daten darüber, wer die Produkte der Marke kauft – wenn auch nicht ganz so viele Daten wie beim Direktverkauf an den Verbraucher (D2C).
Passgenaue Produktinformationen für Marktplätze
Auf den ersten Blick kann diese Nachfrage nach bestimmten Arten von Produktdaten für den Marktplatz als zusätzlicher Verwaltungsaufwand erscheinen – vielmehr sollte es aber klar sein, dass jede Art von Vertriebskanal diese Art von Anforderungen stellt. Alle Arten von Handel werden heute durch Daten gesteuert. Anbieter müssen sich somit der Frage stellen, wie sie den Prozess der Bereitstellung dieser Daten effizient umsetzen.
Eine Antwort ist der Einsatz eines Product-Information-Management-Systems (PIM), das alle Produktdaten enthält, die über die verschiedenen Kanäle verteilt werden. Dabei geht es vor allem um Effizienz. Das PIM ist das System, in dem eine Marke ihre Produktdaten aufbaut und anreichert. Es ist ein Ort, an dem Bilder, Videos und Produktspezifikationen gespeichert werden.
Einige dieser Daten werden kanalübergreifend syndiziert. Andere Daten, eine bestimmte Art von Bild oder eine Produktbeschreibung mit einer bestimmten Länge, können auf die Anforderungen eines Kanals wie Amazon Marketplace oder Etsy abgestimmt werden. Marktplätze lassen sich „auf Knopfdruck“ mit Produktdaten versorgen, die genau den jeweiligen Anforderungen entsprechen – zum Beispiel durch eine Feed-Management-Integration im PIM oder anhand von fertigen Konnektoren –, um so die Syndizierung von Produktdaten weiter zu rationalisieren.
Stetige Optimierung der Produktdaten für Conversions
Auch im digitalen Handel dreht es sich um die klassischen vier P: Product, Price, Place, Promotion. Digitale Verkaufskanäle ermöglichen das Erfassen und Analysieren einer Vielzahl von Daten: Wie sichtbar ist mein Produkt? Wie performt es im Vergleich zum Wettbewerb? Wie wird es bewertet? Welche Features kommen gut bzw. nicht gut an? Wie akkurat ist meine Produktbeschreibung? Stimmt der Preis? Stimmt die Platzierung?
Die Menge an verfügbaren Daten wächst exponentiell in Marktplätzen: Anbieter erreichen hier eine um ein Vielfaches höhere potenzielle Zielgruppe. Entsprechend sind auch die auswertbaren Daten um einiges höher. Durch eine kontinuierliche Analyse der Performance und Optimierung und Anpassung der Daten in Echtzeit können Anbieter die Conversion verbessern. So können zum Beispiel die Produktbeschreibungen anhand der Kundenbewertungen optimiert werden.
Marktplätze lassen sich „auf Knopfdruck“ mit Produktdaten versorgen.
Erwähnen die Käufer beispielsweise Features lobend, die in der Beschreibung des Anbieters gar nicht bzw. nicht als Highlight genannt sind? Dann passt der Anbieter den Produkttext entsprechend an, sodass auch potenzielle Käufer informiert werden. Oder wird etwa ein Produkt vermehrt zurückgeschickt, weil die Farbe ‚Rot‘ laut Produktbeschreibung von den Käufern als ‚Orange‘ wahrgenommen wird? Dann passt der Anbieter den Produkttext einfach entsprechend an, sodass potenzielle Käufer umfassend und verlässlich informiert werden. Auch Preise können entsprechend dem Angebot der Wettbewerber in Sekundenschnelle angepasst werden.
Die Erkenntnisse aus den Daten eröffnen ein scheinbar endloses Potenzial an Optimierungsmöglichkeiten. Und nicht zuletzt durch den Einsatz von KI werden diese in zunehmendem Maße auch nutzbar: eine Produktdatenoptimierung aufgrund von Datenanalysen aus den digitalen Verkaufskanälen direkt im PIM-System und ein Ausspielen der Informationen in alle Kanäle nahezu in Echtzeit. Das Ergebnis ist ein noch besseres Erlebnis für den Kunden und – wenn er die Möglichkeiten richtig nutzt – mehr Umsatz und Kundentreue für den Anbieter.
1: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/244110/umfrage/globaler-umsatz-von-e-commerce/
2: https://www.bcg.com/press/31october2023-E-Commerce-global-retail-sales
3: https://www.ecom-consulting.de/marktplatzwelt-2022/