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Die Typografie in der heutigen Bedeutung

In fast allen Alltagssituationen spielt Typografie eine Rolle, so in Zeitungsüberschriften, Anzeigen in Online und auf sozialen Medien, auf Webseiten oder Plakaten. Sie soll etwas vermitteln und durch das Spiel der Wortwirkung eine gezielte Botschaft herüberbringen. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bezeichnete ursprünglich die Druckkunst. „Typos“ steht dabei für die Gestalt oder Figur und „graphie“ für das Schreiben. Daraus ergibt sich der Begriffssinn einer Gestaltung durch Worte, die besonders für Druckerzeugnisse, die Werbung und für digitale Medien eine Rolle spielt und heute ein wichtiges Werkzeug innerhalb der Medienindustrie ist.

Die Typografie umfasst heute alle Prozesse der Gestaltung in der Medienproduktion in Form von Schrift, Linien, Leerräumen, Flächen und Bildern, unabhängig von dem verwendeten Medium. Dabei geht es darum, möglichst optimale und durchdachte Proportionen, Schriftarten, Schriftgrößen und Farben für den Text festzulegen. Gegenwärtig beinhaltet die Typografie daher die neuere Klassifikation von Screen- und Druck-Fonts, die visuelle Gestaltung von Druckerzeugnissen, aber auch die Lehre der funktionalen und künstlerischen Gestaltung von Buchstaben, Schriften, Satz- und Sonderzeichen. Besonders im Internet ist über die Typografie eine seriöse und professionelle Werbung und Firmenrepräsentation möglich.

Die Geschichte der Typografie

In der Frührenaissance wurde die Typografie „schwarze Kunst“ oder „deutsche Kunst“ genannt. Sie beinhaltete die drucktechnischen Abläufe vom Schriftentwurf bis zum Letternguss in der formalen Gestaltung für den jeweiligen Druck. Im Laufe der Zeit wandelten sich die Reproduktionsvarianten für gedruckte Texte bis hin zu der medialen Informationsquelle der heutigen Zeit.

Die Geschichte der Typografie beginnt mit der Herausbildung verschiedener Druckschriften. Entscheidend ist dabei die europäische Typografie, die sich im Laufe der Frührenaissance mit der Erfindung des Buchdrucks entwickelte. Johannes Gutenberg erfand den Druck mit beweglichen Metalllettern und prägte zwischen 1400 und 1457 die gesamte Schriftkultur neu. Daher gilt er als der eigentliche Erfinder der Typografie, obwohl schon im 14. Jahrhundert buddhistische Mönche in Korea mit beweglichen Metallbuchstaben arbeiteten. Davor wurde in China ein ähnliches Verfahren versucht, das sich jedoch aufgrund der komplex angelegten chinesischen Schrift nicht durchsetzen konnte.

Das lateinische Alphabet dagegen verfügte über weniger Zeichen, dafür über durchdachte Groß- und Kleinbuchstaben, Sonderzeichen und Ligaturen. Die maschinelle Reproduktion war somit einfacher und ermöglichte 1455 zum ersten Mal den Druck der Gutenberg-Bibel. Nur 50 Jahre später gab es bereits über 30.000 gedruckte Bücher. Fast alle Schriftarten sind durch bekannte Namen geprägt, wie die Garamond-, die Bodoni- oder Caslon-Schrift, die Teil der Antiqua waren. Dabei handelt es sich um ein Zwei-Alphabeten-Schriftsystem, das sich von dem mittelalterlichen Schriftsystem unterschied.

Im 19. Jahrhundert kam die Grotesk-Typografie dazu und im 20. Jahrhundert gab es drei entscheidende Richtungen im Bereich der Typografie:

die traditionelle Buch-Typografie in Form von Antiqua- und Frakturschrift,
die kunstgewerbliche Akzidenz- und Gebrauchs-Typografie, die sich am Jugendstil, z. B. dem Egyptienne orientierte,
und die moderne Kunst-Typografie, die wiederum durch Kunst und Industrie definiert war.

Das 20. Jahrhundert veränderte die Typografie erneut, insbesondere auch durch die Einführung des Internets. Hier entwickelte sich die Screen- und Web-Typografie. So ist die Schriftart „Verdana“ – die Erfindung von Matthew Carter – speziell für das Lesen am Bildschirm konzipiert.

Die Unterschiede zwischen Mikro- und Makrotypografie

Die moderne Typografie soll immer eine Wirkung erzielen, eine Botschaft vermitteln oder Gefühle hervorrufen. Eingeteilt wird die Typografie in die Mikro- und in die Makrotypografie. Die Mikrotypografie umfasst die Feinheiten eines Schriftsatzes in der Gestaltung der Schriftart, der Kapitälchen, der Ligaturen, der Laufweite, den Wortabständen und in der korrekten Zeichensetzung.

Die Makrotypografie betrifft die Gesamtgestaltung einer gedruckten Seite oder Webseite. Darin enthalten sind das Seitenformat, der Satzspiegel, der Zeilenabstand, die Zeilenbreite und die Zeilenanzahl, die Gliederung einer Seite, die korrekte Platzierung von Texten, Tabellen oder Grafiken, die richtige Anordnung im Mengenverhältnis aller genutzten Elemente sowie die Schriftgröße und -auszeichnung.

Serifenschrift und serifenlose Schrift

Mit dem Begriff Serife wird die Verschnörkelung eines Buchstabens bezeichnet, die bei der serifenlosen Schrift wegfällt. Die Serifenschrift wirkt jedoch nicht unbedingt verspielt, sondern erweist sich in der Feinheit der Darstellung als guter Gegenpart zur einfachen Variante der serifenlosen Schrift. Die Serifenschrift findet besonders häufig Anwendung beim Druck von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften. Sie vermittelt in der Darstellung eines längeren Textes den eigentlichen Zusammenhang und ist für das Auge des Betrachters angenehmer. Die serifenlose Schrift wiederum dient genau diesem Zweck bei Überschriften oder auf Plakaten. Die Lesbarkeit langer Texte ist durch Serifenschrift einfacher. Durch die Verschnörkelung erscheinen die Buchstaben dichter und zusammenhängender. Je länger der Text, desto stärker tritt dieser Effekt hervor.

Typografie Serifen serifenlos
Typische serifenlose Schrift Arial, daneben typische Serifenschrift Times New Roman

Anders sieht es beim Lesen von Web-Inhalten aus. Hier muss ein Text schnell überzeugen können, da das Auge des Betrachters meistens nicht lange darauf verweilt, wohl aber durch prägnante Aussagen angezogen wird. Das erfordert die Gestaltung kurzer Texte mit einer Typografie, die den Inhalt gleichzeitig auch als Image für eine Webseite nutzt. Moderne Unternehmen setzen daher auf Web-Fonts und auf serifenlose, schlichte Schrifttypen. Soll dagegen ein traditionelles Anliegen vermittelt werden, ist auch hier die Serifenschrift interessant.

Die Grundlagen und Vokabeln der Typografie

Die Typografie hat den Zweck der Übertragung und der Verdeutlichung einer bestimmten Aussage. Der Text soll entsprechend durch eine visuelle Verstärkung oder gute Lesbarkeit als wichtiges Kommunikationsmedium dienen. Dafür wird ein bestimmtes typografisches Vokabular genutzt, das einzelne Bereiche der Schriftdarstellung bezeichnet. Die wichtigsten Vokabeln sind folgende:

  • Grundstrich oder Stamm: bezeichnet die stärkste senkrechte Linie eines Buchstabens
  • Haarstrich: meint die zusätzlichen und feineren Linien zum Grundstrich
  • Punze: der leere, offene oder geschlossene Innenraum bestimmter Buchstaben, z. B. das „O“ oder „U“
  • Abstrich: der im Buchstaben nach unten geführte Strich
  • Aufstrich: der im Buchstaben nach oben geführte Strich
  • Serife: die Verschnörkelung oder auch „Füßchen“ an den Buchstaben
  • Ansatz: der innere Bogen der Serifen
  • Fähnchen: kurzer, abführender Strich in bestimmten Buchstaben, z. B. im kleinen „g“
  • Auslauf: die Endung eines Buchstabens
  • Tropfen: die runde Verdickung, z. B. bei den Kleinbuchstaben „a“ oder „g“
  • Versalien: die Großbuchstaben, die auch als Majuskel bezeichnet werden