Wenn unser Gründer Karl-Heinz Laudert das Unternehmen heute sehen könnte…Ein fast reales Vater-Sohn-Gespräch
Hallo Paps,
ich bin’s, Rainer. Da staunst du, was? So schnell wird aus dem „Junior“-Chef ein glücklicher Privatier, erfolgreicher Hobby-Golfer, Vollblut-Familienvater – aber immer noch großer Laudert-Fan. Unser Unternehmen feiert Geburtstag und ich wünschte, du könntest sehen, wo es heute steht.
Seit über 12 Jahren schaust du nur noch von oben zu, aber ich weiß genau, was du sagen würdest…
Mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen würdest du süffisant murmeln: „Bildet euch mal nichts darauf ein – das hätte ich mindestens genauso hingekriegt. Ich habe die Grundlagen für diesen großartigen Erfolg mit geschaffen.“ Und das hast du auch. In den turbulenten Zeiten Ende der 50er-Jahre hast du das Unternehmen auf starke Füße gestellt. Was damals noch als klassischer Litho-Betrieb mit der Herstellung von Druckformen begann, hat sich heute zu einem der erfolgreichsten Kommunikationsdienstleister Deutschlands entwickelt. Insbesondere in den letzten 10 Jahren wandelte sich Lauderts Gesicht maßgeblich. Mittlerweile erstreckt sich unser Portfolio von effizienter und kreativer Produktfotografie über Mediendienstleistungen samt maßgeschneiderten IT-Lösungen bis hin zum flexiblen Digitaldruck. Allein seit unserem 50-jährigen Jubiläum ist aus 160 Mitarbeitern ein buntes Team aus 480 Medienmachern geworden: ein Wahnsinns-Wachstum!
Selbstironisch höre ich dich in den 1990ern noch lachend sagen: „Rainer, wir sind die Prostituierten der Druckvorstufe.“ Wenn irgendwas nicht funktionierte, war immer die Litho schuld. Während Laudert damals noch bloßer Lieferant mit Bringschuld war, haben sich unsere Kundenbeziehungen extrem gewandelt – hin zu engen Partnerschaften. Heute arbeiten wir mit unseren Kunden auf Augenhöhe, sind strategischer Berater und treiben uns gegenseitig zu Höchstleistungen an. Es kommt mir vor wie gestern, als du laut über einen Kunden stöhntest: „Mensch, ist der nervig!“ Auf meine Frage, warum wir dann überhaupt noch für ihn arbeiten würden, lautete deine Antwort: „Weil genau der uns weiterbringt. Der legt den Finger in die Wunde. Solche Kunden brauchen wir!“ Heute weiß ich, wie viel Wahrheit in deinen Worten steckte. Es waren selten die Brands mit den großen Namen, die uns nach vorne brachten, sondern oft unbekanntere Firmen, die uns vor neue Herausforderungen stellten. Auf einmal wollten Kunden 500 Bilder an einem Tag bearbeitet haben, gleichzeitig aber nur noch 8 statt 20 Euro dafür zahlen. Andere Unternehmen hätten vielleicht angefangen zu jammern, aber wir haben stattdessen die Ärmel hochgekrempelt und nach Lösungen gesucht. Mit Automatisierungen, Prozessoptimierungen und eigenentwickelten IT-Tools gelang es immer wieder aufs Neue, über uns hinauszuwachsen. Nicht zuletzt waren es auch fallende Preise – teilweise um bis zu 40 % – die uns zwangen, innovative Wege einzuschlagen, um weiterhin rentabel zu arbeiten. Möglich war das nur dank des Muts, mit einem jungen, dynamischen Team Wagnisse einzugehen.
Schon früh warst du derjenige, der unseren Fokus auf die Ausbildung richtete: „Wir müssen eine Ausbildungsoffensive starten!“, habe ich deine deutliche Stimme 1999 noch im Ohr. Und wenn mich heute jemand nach den wichtigsten Zutaten für gute Unternehmensführung fragt, dann ist die gute Qualifizierung der Mitarbeiter mit Sicherheit Kernbestandteil meiner Antwort. Aber nicht weniger entscheidend ist auch eine Führungsstruktur, die es schafft, das große Potenzial der jungen Menschen optimal auszuschöpfen. Mein Anspruch ist es, dass alle Mitarbeiter mit Freude zur Arbeit kommen, und nicht schon am Montag aufs Wochenende hinfiebern. Faire Löhne sind dafür genauso ausschlaggebend wie unsere Erfolgsbeteiligung, Chancengleichheit und empathische Führungskräfte, die sich ihrer Vorbildrolle bewusst sind. Alle Vorgesetzen müssen an einem Strang ziehen und die richtigen Werte vorleben.
Du warst noch ein Unternehmer der alten Schule. Jemand, der auch mal mit der Faust auf den Tisch gehauen hat und bestimmt verkündete: „Ich weiß, wie es geht, und so wird das jetzt umgesetzt!“ Als du dann Ende 2000 die Krebsdiagnose bekamst, wusste ich, dass es ernst wird. Ich habe mir vorgenommen, deine positiven Eigenschaften – den selbstbewussten Aktionismus und deinen Weitblick – zu übernehmen, aber auch meine eigene Unternehmerphilosophie zu entwickeln. Entstanden ist nach deinem Ausscheiden eine dreiköpfige Geschäftsführung, in der kontrovers, aber immer konstruktiv diskutiert wurde. Zusammen mit Andreas Rosing und Jörg Rewer haben wir viel erreicht, was im letzten Jahr sogar in der Auszeichnung zu den Unternehmern des Jahres gipfelte. Das war das größte Highlight meiner Karriere, von dem ich noch meinen Enkelkindern erzählen werde. Dennoch wollte ich immer selbstbestimmt aufhören und bin sehr froh, diesen Schritt im April 2017 gegangen zu sein. Wir haben das Unternehmen mit den beiden Prokuristen Holger Berthues und Sven Henckel auf eine breite Basis gestellt, sodass ich mich beruhigt zurückziehen konnte. „Sei kein Roland Kaiser – wenn du gehst, dann geh‘ ganz“, hättest du mir bestimmt geraten. Ein Comeback ist nicht in Sicht. Es ist schön zu sehen, wie das Unternehmen auch ohne mich weiterwächst und ich mich heute gelassen auf meine Beraterfunktion konzentrieren kann. Ich bin tief beeindruckt von der inneren Stärke, die das Unternehmen insbesondere nach dem viel zu frühen Tod von Andreas Rosing im letzten Sommer bewiesen hat. Mit dem neuen Führungstrio, bestehend aus Jörg, Sven und Holger, lebt die Devise „Überzeugen statt Bestimmen“ fort. Bei den Dreien treffen Medienproduktions-, IT- und Fotokompetenz aufeinander – gepaart mit einem Haufen Tatendrang und Optimismus.
Ich bin sicher, dass wir perfekt aufgestellt sind, um die zahlreichen Zukunftsherausforderungen erfolgreich zu meistern. Immer mehr verschmelzen unsere Dienstleistungsbereiche, z. B. durch den Einsatz von CGI. In der sogenannten Hybrid-Fotografie wird aus herkömmlichen Modelbildern und computergenerierten Hintergrundszenen eins. Im Onlineshop oder Katalog wird man den Unterschied nicht bemerken. Die Möglichkeiten und die Flexibilität, welche die moderne Technik und die Digitalisierung mit sich bringen, sind enorm, und wir sind perfekt gewappnet. Einer Sache bin ich mir heute ganz sicher: Wenn du uns zu unserem 60. Jubiläum sehen könntest, würdest du sagen: „Gut gemacht, Leute! Ich bin stolz auf euch. Macht genau so weiter!“