Aus dem Tagebuch eines Mitarbeiters, der sich auch als Rentner nicht von Laudert lösen möchte
Im 38. Jahr bei Laudert wird Alfons Lösing des Unternehmens nicht müde. Im November ging er in Rente, seit Jahresbeginn ist er als Aushilfskraft tätig. Farblithograph, Scanner-Operator, Mitarbeiter im Digitaldruck, Handwerker: In seiner Zeit hat er viel mitgemacht und das Home of Media wachsen und sich wandeln sehen – wie ein Blick in sein Tagebuch verrät.
Im Unternehmen kennt man mich als „Mädchen für alles“. Zu meinen Aufgaben gehört der Postdienst, der gerade in Corona-Zeiten mit einer Menge Aufwand verbunden ist. Habe ich früher die eingehende Post noch in Büros persönlich verteilt, gehört heute auch das Einscannen und Weiterleiten an die im Home-Office arbeitende Kollegschaft, sofern die Briefe nicht als „vertraulich“ markiert sind, zu meinem Job. Und dann ist da noch das „Bermuda-Dreieck“ bei uns am Rolltor, an dem Kurierdienste Pakete einfach abstellen, die falsch adressiert, beschriftet oder einfach nicht richtig geliefert werden. Eine Story für sich.
Auch die bestellten Mittagessen stehen auf meiner Bearbeitungsliste: rein in den Ofen, warmwerden lassen und an die Plätze bringen – in Corona-Zeiten eher Übergabepunkte, um Kontakte zu vermeiden. Das ist kein Hexenwerk, aber tatsächlich auch nicht ohne: Bei rund 60 Gerichten in 20 verschiedenen Ausführungen und Aufwärmzeiten kann man schon mal durcheinanderkommen. Und dann düse ich mit den Kisten längs durch die Abteilungen und freue mich schon auf die Reaktionen, wenn ich „Essen ist fertig“ rufe.
Vom Lithographen über die Bundeswehr zum Handwerker
Meine Zeit bei Laudert begann mit der Ausbildung 1973. Ich habe als Farbenlithograph angefangen, sozusagen Gutenberg noch die Hand geschüttelt – in großen Dunkelkammern, mechanisch und nicht wie heute mit Knöpfchen überall und Wischtelefonen. Machte man damals einen Fehler, gab es kein Apfel + Z, sondern es hieß: alles noch mal von vorne! Eine spannende Zeit, in der ich viel gelernt habe, nur um es dann wieder zu vergessen: 1977 ging ich für zehn Jahre zur Bundeswehr und hantierte dort mit ABC-Abwehr, Transall-Türen und Fallschirmen.
Durch die Digitalisierung, die insbesondere in den 80ern und 90ern Einzug ins Unternehmen hielt, veränderte sich mein Arbeiten nach meiner Rückkehr 1987 stetig. Einige Jahre war ich als Scanner-Operator tätig. Damals spannte man Dias noch auf große Glaswalzen und scannte sie Zeile für Zeile ab. Aus heutiger Sicht eine verrückte Zeit. Doch auch das hatte sich irgendwann erledigt. Die Digitalfotografie erhielt Einzug, und ich muss sagen: Die ersten Digitalfotografien damals waren echt schlecht. Aber jeder wusste: Das wird schnell besser, also setzen wir auf diese Technologie.
Meine nächste Station war im Digitaldruck. „Knicken, lochen, abheften“, sagte man damals abschätzig. Vielen Leuten ist gar nicht klar, wie viel Arbeit selbst in einfachsten Massenprospekten damals steckte. Wenn in einem Prospekt 14 Einkaufsbereiche eines Kunden Waren anboten und jeder ein Mitspracherecht haben möchte, dann wurden schnell mal 25-Stunden-Tage daraus. Das gibt es zum Glück so auch nicht mehr. Und auch personalisiert haben wir damals schon: von Hand, mit Etiketten. Die Vorteile waren schon bekannt.
Dankbar war ich, als irgendwann unser leider verstorbener Geschäftsführer Andreas Rosing auf mich zukam: „Hast du Lust, ins Handwerk zu gehen?“ Ich komme vom Bauernhof, für mich war das ein Geschenk. Kurz nach Beginn des Jahrhunderts war das. Seitdem bin ich Teil des Teams – Elektriker, Gärtner, Innen- und Außenbereich, da kommt schon was zusammen.
Digitale Stoffmuster mit Doppeladler
Eine meiner verrücktesten Geschichten, die ich mit Laudert erleben durfte, war in der Zeit, als ich für Kunden vor Ort digitale Stoffmuster anfertigte. Das war damals nötig, um die Katalogproduktion schon beginnen zu können, während die Ware noch produziert wurde. Durch die ganze Republik und drüber hinaus bin ich mit der „Messkiste“, wie wir sie flapsig nannten, gedüst.
Während der WM 2006 saß ich bei einem unserer Kunden und machte mich an das Scannen der Fan-Utensilien. Ein T-Shirt für Portugal, eines für Argentinien, für England … bis ich das deutsche Shirt in der Hand hielt. Ich schaute einmal, zweimal und meinte dann verdutzt zum Kunden: Den Doppeladler, den kenne ich eigentlich nur aus Österreich.
Den Blick, der mir entgegenkam, werde ich nie vergessen. Ein Glück war die Großbestellung noch nicht raus, und der Fehler konnte korrigiert werden.
Wertschätzung macht die Arbeit schön
Es ist schon gigantisch, was sich in dieser Branche über die Jahre getan hat. Kleiderschrankrechner, die nicht mehr konnten als heutige Taschenrechner aus dem Büromarkt, habe ich erlebt. Alles habe ich mitgemacht. Am Ende des Tages war mir aber eines wichtig: die Wertschätzung, und zwar nicht nur durch die Geschäftsführung, sondern auch untereinander. Mir tut das gut, wenn ich einfach mal ein nettes Kompliment bekomme, das macht die Arbeit runder. Es hilft! Deshalb bin ich gerne hier. Ich sage immer: „Ich freue mich, dass ich hier etwas bekommen kann, und das möchte ich auch zurückgeben.“ Und das meine ich vor allem auf menschlicher Ebene. Jeden Tag gibt es hier alte oder auch neue Aufgaben zu lösen. Ganz ehrlich: Ich mach das so lange, wie es geht.